Assoziationssuppe
Angefangen hat es irgendwann vorletzte Woche: Jemand pfiff Misty hinter mir, und ich hatte die Tage darauf nur noch Misty im Kopf. Wann immer ich den Mund aufmachte, kam ... nananaa nanananana nananana nanana misty ... heraus. Eigentlich gibt es da nichts gegen einzuwenden, ist ja schließlich ein sehr schönes Lied. Ein Jazzklassiker. Und irgendwann verschwinden diese Ohrwürmer ja auch wieder. Jedoch: Ich hatte die Rechnung einmal mehr ohne den Wirt gemacht. Immer noch Misty im Kopf las ich ein paar Tage später in der Zeitung einen Artikel über Günther Grass, was diese eher üble Assoziationskette auslöste: Günther Grass --> Schnauzbart --> Wolf Biermann --> DDR-Bürgerrechts-Blödelbarde --> Bettina Wegner --> Ohrwurm: ... sind so kleine Hände, winzge Finger dran, darf man nie drauf treten, die zerbrechen dann ... too much Rückgrat und aufrechter Gang. Schlimm. "Zum Glück" kam ich wenig später am U-Bahnhof Westhafen vorbei, der mir folgende Assoziationssuppe einbrockte, an deren Ende ein weiterer unangenehmer Ohrwurm stand: Westhafen --> Westbahnhof --> Monopoly --> Klaus Lage --> Ohrwurm: ... Mo-no-po-ly, Mo-no-po-ly, wir sind nur die Randfigurn in einem schlechten Spiel ... Dideldadeldü. Ist doch keine Musik. Und als ob das nicht schon genug wäre, konnte ich nicht anders - ich beschäftigte mich gerade mit dem afrikanischen Land Liberia - als folgendes zu denken: Liberia --> 'Liberian Girl' von Michael Jackson --> Ohrwurm: ... nakupenda piya, nakutaka piya, mpenziwe, liberian girl, you came and you changed my world ... das Afrikanische da ist übrigens Kiswahili, eine Sprache, die in einigen Ländern Afrikas gesprochen wird. Liberia gehört allerdings nicht dazu. So etwas konnte man sich auch nur in vor-Internet-Zeiten leisten. Man schreibt ein Lied über Liberia, und damit es echt klingt, garniert man es mit afrikanischen Wörtern, egal, Hauptsache es klingt afrikanisch, all the same, kann eh keiner überprüfen, und das ganze wird dann so voodoomäßig geflüstert. Ja, liebe Kinder, so war das damals, man musste sich ständig ein X für ein U vormachen lassen. Heutzutage tippt man bei google nakupenda piya nakutaka piya mpenziwe was ist das für eine Sprache Fragezeichen rein, und schon weiß man, dass Michael Jackson nicht weiß, was für eine Sprache in Liberia gesprochen wird. Tschüss Herrschaftswissen! Aber zurück zu den Ohrwürmern. Man darf gespannt sein, was sich noch so einfindet, hier, bei mir, in meinem Kopf. Alles ist vermint, die ganze Welt ein Trigger. Nun, solange es kein Lied von den Dire Straits ist, will ich nichts sagen. Dideldadeldü.
******
Labels: Mythen des Alltags