Sechs Dinge, die ich gern im Internet lesen würde
Am Wochenende lag ich krank im Bett. Nicht krank genug, um im Fieberwahn vor mich hinzudämmern (ich hatte ja auch gar kein Fieber), aber zu krank, um aufzustehen und etwas Sinnvolles zu tun wie beispielsweise Fingernägel lackieren, Wäsche waschen oder zerbrochene Vasen zusammenkleben.
Was macht man also? Man klickt sich durchs Mode-Internet,
stundenlang, seitenweise, und schaut sich ein Outfitposting und ein
Streetstyle-Pic nach dem anderen an, was allerdings nach gewisser Zeit zu
einigem Überdruss und zu einem schalen Gefühl inside führt. Die optimale
Outfit-Kuck-Dauer liegt meiner Meinung nach bei 45 Minuten täglich, danach:
langweilig!
Nicht die Outfits an sich sind langweilig, nein, nein! Es
gibt wunderbare Blogs, nach denen nicht nur ich, sondern wir alle geradezu süchtig sind. Tommy Tons
Streetstylefotos beispielsweise schaue ich mir wieder und wieder an und wie Ihr
Euch denken könnt, bin ich eine Freundin des unkritischen und affirmativen
Gutfindens, Liebens und Hochjubelns – und doch: Es fehlt mir manchmal an lustigen
Texten, an theoretischer Einordnung und an Wissenszuwachs (damit meine ich
Infos, die man vielleicht mal bei einer Party gebrauchen kann, um sie in ein
gepflegtes Gespräch einfließen lassen zu können, z.B. „Wusstet Ihr, dass die
Nr. 45 „Misia“ der Rouge Coco Shine Lippenstifte von Chanel nach Misia Sert
benannt ist, einer Freundin von Coco Chanel und Muse zahlreicher Künstler?“ – so was in der Art schwebt mir
vor).
Vor vielen Jahren habe ich mal irgendwo gelesen, dass die
meisten Leute deswegen Blogs schreiben, weil sie das, was sie interessiert,
nicht im Internet finden – man muss es halt selbst schreiben! Das würde ich ja
gern tun, aber Leute, dafür habe ich nicht die Zeit. Und außerdem, sorry, für was
gibt es denn das Internet? Doch dafür, dass man gerade nicht alles selbst
schreiben muss oder nicht?!
Deswegen hier sechs Dinge, die ich gern im Internet lesen
würde. Bitte seid so frei, bedient Euch, greift zu. Zum Beispiel, wenn Euch gerade
nichts einfällt, Ihr an einer veritablen Ideenabwesenheit und Schreibblockade
leidet oder einfach so, weil Ihr Bock drauf habt. Aber bitte gebt mir Bescheid,
damit ich es dann auch lesen kann, wenn es fertig und hochgeladen ist. (Bitte gebt
mir auch Bescheid, wenn es das alles schon gibt im Netz und ich nur zu blöd zum
Finden bin.)
1. Vor vielen Jahren gab es mal in einem englischen
Fashionblog, ich glaube es war Kingdom of Style, bin mir aber nicht sicher und
konnte es auch nicht mehr finden, eine Rubrik, in der Outfits von Romanheldinnen
und anderen literarischen Persönlichkeiten visualisiert wurden. Möchte nicht
jemand mal auf seinem Blog eine solche Kategorie einführen? Ich würde einfach
zu gern wissen, wie Trixie Belden eigentlich rumläuft und was Charlotte Simmons
so anhat. Weitere Topkandidatinnen für diese Rubrik sind, wenn Ihr mich fragt, Doris aus „Das kunstseiden Mädchen“ von
Irmgard Keun, Frieda Geier aus Marieluise Fleißers „Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen,
Sporteln, Lieben und Verkaufen“ sowie Jessica aus Marlene Streeruwitz
Roman „Jessica, 30“.
2. Eine
von mir sehr gern gelesene Rubrik auf Refinery29 ist „I Love My …“, in der verschiedene
irgendwie mit Refinery29 verbundene Personen über Kleidungsstücke berichten, die
ihnen aus den unterschiedlichsten Gründen sehr viel bedeuten. Besonders gut hat mir gefallen „I Love My … Chanel Shoes“ und “I love my … Size-Too-Small Rachel ComeyPenpal Boots“. Fashionblogger, die ihre eigenen Outfits hochladen,
können das von mir aus zu jedem einzelnen Kleidungsstück machen, ich lese so
etwas gern. Aber bitte ganz eng am Vorbild orientieren und pro Kleidungstück mindestens
2000 Zeichen (mit Leerzeichen) schreiben. Wenn gewünscht, geht auch ein
Youtube-Video. Bedingung: Es darf nur ein Kleidungsstück vorkommen und es muss
mindestens fünf Minuten darüber geredet werden.
3. Eine rein deskriptive Übersicht der Outfits von
Pamela Barnes Ewing und Sue Ellen Ewing aus der Serie Dallas. Plus Designer. Von einem solchen Dallas-Outfit-Archiv verspreche ich mir Antwort auf folgende Fragen: Wie verändern sich die Looks
von Sue Ellen und Pamela über die 13 Jahre, in denen die Serie lief? Welche
Designer werden bevorzugt? Trägt Pamela andere Designer als Sue Ellen und wenn
ja, welche und warum? (Ich gebe zu, das geht in Richtung Megaprojekt.)
4. Leute, die gern eigene Outfits hochladen, möchten
vielleicht ein kleine Abhandlung zu folgendem Thema schreiben: Es brennt und Du
darfst nur 25 Teile (inklusive Schuhe) aus Deinem Kleiderschrank retten. Welche
sind das und vor allen Dingen wieso? Bitte zu jedem Bild einen kleinen Text
(ungefähr 300 Zeichen mit Leerzeichen).
5. Eine kleine Erörterung mit Bildmaterial zum
Thema „Was würde Miss Ellie heute tragen?“. Hier könnt Ihr selbstverständlich gern
auf meine Vorarbeit zurückgreifen!
6. Einen Aufsatz mit dem Titel „Lucy Ewing, Dallas,
Texas - ultimate rich kid, lost girl. Ein reich bebildertes Fashionportrait“.
Wobei nein, ist gestrichen, das mache ich doch lieber selbst, die Zeit nehme
ich mir!
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Labels: Dallas memorial service, Wenn heimliche Fashionbloggerinnen zu sehr lieben
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