Meine Jeansstory
Vor 14 Tagen habe ich mir eine neue Jeans gekauft und sie
seither jeden Tag getragen. Und Leute: Ich finde diese Jeans dermaßen schön,
schön, schön, dass ich sie auch noch die kommenden 365 Tage tragen werde,
non-stop. Selten war ich so verrückt nach einer Jeans – wenn ich zurückdenke, eigentlich nur zweimal in meinen Leben. Ich erinnere mich an das Jahr 1981 oder 1982, als ich meine erste richtige Jeans bekommen habe.
Richtig bedeutete damals
a) die Jeans muss entweder von Levis oder Wrangler sein
b) die Jeans muss aus schwerem, dunklem Denim sein
(mid waist, straight leg)
c) die Gehfalten in der Kniekehle müssen deutlich
sichtbar und vor allem dauerhaft sein
Jeans, die diese Kriterien nicht erfüllten, waren keine
Jeans, sondern allenfalls Jeanshosen, mitunter sogar mit Chemiefaseranteil und permanenter
Bügelfalte. Mit meiner ersten richtigen Jeans habe ich plötzlich in einer anderen
Liga gespielt, glaubt es mir. Dazu trug ich dunkelblaue Kickers (nicht die zum
Schnüren, sondern die mit dem Stretcheinsatz an den Seiten und den Kreppsohlen) sowie meinen
„University-Pulli“, ein dunkelblaues Sweatshirt, das auf der Vorderseite mit
dem Emblem eines imaginären amerikanischen Colleges bedruckt und schon ziemlich
verwaschen und spröde war; dadurch hatte es einen leichten, kaum wahrnehmbaren
Lila-Einschlag. Ein extrem starkes Outfit, das ich genauso auch heute noch tragen
würde.
Den zweiten krassen Jeansmoment hatte ich im Sommer 1986, es kann auch
1987 gewesen sein. Ich hatte einen Ferienjob bei einem inhabergeführten
Mittelstandsunternehmen, das sich mit der Herstellung und dem Verkauf von
Berufsbekleidung befasste. Meine Hauptaufgabe bestand darin, lange schmale
Stoffstreifen in eine Spezialnähmaschine zur Herstellung von Gürtelschlaufen zu
schieben. Einmal sollte ich etwas vom Dachboden holen – mir stockte der Atem,
als ich zwischen dem typischen Dachbodengerümpel eine Original Levis 501 fand,
und zwar nicht irgendeine Levis 501, sondern eine „Big E“. Kennerinnen und
Kenner der Jeansgeschichte wissen, dass der Levis-Schriftzug auf dem kleinen
roten Etikett an der Gesäßtasche vor 1971 mit einem großen E geschrieben wurde.
Bei allen Levis-Jeans, die nach 1971 hergestellt wurden, hatte der Schriftzug
ein kleines e. Eine Levis 501 „Big E“ bekam man, wenn überhaupt, nur in der
Garage, dem legendären 2nd-Hand-Laden in Berlin! Und hier lag direkt eine vor
mir! Im genau richtigen Abgenutzt-und Verwaschenheitsgrad! Bei dem Teil
handelte es sich definitiv um eine Jeans aus dem Privatbesitz des Inhabers des
Unternehmens, Herrn Z. Wie oh wie nur könnte die Jeans in meinen Besitz
gelangen? Ich konnte an nichts anderes mehr denken.
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Links big E, rechts small e |
An meinem letzten Arbeitstag fragte mich Herr Z., ob ich mir zum Abschied etwas aus dem Laden aussuchen möchte. Klar, man kann auch mit einem Blaumann einen guten Look stylen, aber ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte, dass ich gern die Dachboden-Levis hätte. Herr Z. war kurz irritiert, wies mich auf die extrem schwere Qualität der Hose hin und dann: Aber ja, natürlich, du darfst die Jeans mitnehmen! Leute, ich war glücklich.
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Labels: Confessions of an artsy girl, Wenn heimliche Fashionbloggerinnen zu sehr lieben
2 Kommentare:
Aber das ist jetzt ein Foto von dieser einen speziellen Jeans?! Oder war die Liebe sooo groß?!
Nee, das ist ein Foto von zwei verschiedenen Jeans, und zwar von zwei mir völlig unbekannten Exemplaren. Links eine Big E, rechts eine Small e.
Unabhängig davon: Die Liebe war riesig!
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