18. Februar 2006

Briefe an die Leser

Ich lese regelmäßig und gern die Titanic. Aber: neulich blätterte ich durch ein altes Heft, Ausgabe 10/1992, und stieß, unter der Rubrik Briefe an die Leser, hierauf:
Ihr, Berliner Magazin TIP, habt herausgefunden: Fritz Teufel, der "sogenannte Bürgerschreck", fährt jetzt für 900,- DM pro Monat als Fahrradkurier durch Berlin. Das ist sicher sehr sehr "umweltfreundlich". Aber die Erinnerungen. "Erinnerungen, traurige Erinnerungen gehen weiter zurück. Ostern 1968, Kurfürstendamm. Das Fahrrad auf dem Boulevard. Die Schuhe. Und das Blut. Das Blut von Rudi Dutschke, seinem Genossen von der Außerparlamentarischen Opposition (APO). Die Kugeln abgefeuert von einem verwirrten jungen Mann, den die law-, order- und Revolverpresse zu seiner Tat ermutigte." Sätze wie aus der Stußwaffe abgefeuert. Geschrieben von einem verwirrten jungen Mann. Für die Law-Presse. Oder auch die Order-Presse. Ging bloß daneben. War gar nicht Kurfürstendamm. War Kantstraße. Knapp daneben. Wie sagte unser Lehrmeister Billy the Kid so treffend: "Gib möglichst viele Sätze ab. In eine ungefähre Richtung." Paw! Paw! Titanic
Man mag den Style scheiße finden. War aber halt doch Kurfürstendamm. Kantstraße war Benno Ohnesorg. Das nervt manchmal ein kleines bißchen an der Titanic, diese unangenehme Besserwisserei.

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