15. März 2007

Es gibt sie noch, die guten Dinge

Es scheint in Berlin ein Problem zu sein, eine Ärztin/einen Arzt zu finden. Man wird oft gefragt Kennst du nicht jemanden? und selbst fragt man das auch oft. Wenn man dann aber mal krank ist, geht man eben zu irgendjemandem in der Nähe und gerät so immer wieder an den Typus Kiez-Arzt:

... Die Praxis wurde so ca. 1981 übernommen und in diesem Jahr auch zum letzten Mal renoviert, aber nur so grob. Das Wartezimmer ist in einem dunklen Ockerhellbraun gestrichen, der Dielenholzboden mit Korkmuster-PVC-Belag ausgelegt. An der Wand hängen leicht schief ausgeschnittene Kalenderbilder mit Naturmotiven: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ach ja, und ein Zecken-Warn-Faltblatt ist natürlich auch irgendwo nonchalant an die Wand gepinnt. Die Assistentin (Ulrike?) spricht schönes Berlinerisch, trägt einen kleinen Damenbart und diese weißen Schlappen mit den kleinen Löchern drin, die Feinstrumpfsöckchen haben eine ähnliche Farbe wie das Wartezimmer. Dazu eine weiße Hose und ein weißes Oberteil, so ein dickes, gestepptes Sweatshirt. In dem Zimmer, in dem man Blut abgenommen bekommt, erinnert der Einrichtungsstyle an ein Lazarett, an ein uraltes Krankenhaus, aber auch Stasi assoziiert man: Die Wände sind weiß verputzt, die Stellwände zwischen den Liegen sind elfenbeinfarben und mit gräulichem Plastik bezogen, oben und unten leicht gesmokt. Die Spritzen, Kanülen usw. befinden sich in graugrünlichen Metallschubladen. Und wozu braucht man diese braunen Wolldecken? Muss man die nachher in den Luftschutzkeller mitnehmen?

... Zum Röntgen muss man in eine andere Praxis, Kurfürstendamm, klar. Die Empfangsdame weist einem den Weg ins richtige Stockwerk. Der Wartebereich erinnert an eine Hotellobby, alles ist in hellen, freundlichen Farben gehalten, Stichwort: Lichtinseln. Und: Ist der Boden etwa mit flauschigem Teppich ausgelegt? Die zahlreichen Helferinnen tragen alle weiße Sneakers, helle Cargohosen und dazu hellgelbe Trägertops. Unentwegt quasseln sie in ihre headsets, während die Pferdeschwänze fröhlich unter den basecaps hervorwippen. Muss schwer gewesen sein, denkt man sich beim Warten, derartig viele Melanies und Sarahs und Jennifers OHNE Tattoo zusammenzubekommen. Möchte man einen Termin für die Kontrolluntersuchung verabreden, muss man sich an Melanie-Sarah-Jennifer wenden, welche ihrerseits erst einmal mit Melanie-Sarah-Jennifer telefonieren muss: Lol, du, ich hab gerade ewig versucht dich zu erreichen, wieso legst du denn nicht auf? (-: (-: (-: lol.

Am Ende ist man dann doch froh, wieder in die Kiez-Praxis zu dürfen, wo man von der Existenz von headsets wahrscheinlich noch nie gehört hat und die Termine in ein dickes schwarzes Buch eingetragen werden. Mit so einem Kuli, der immer verschmiert. Es gibt sie noch, die guten Dinge.

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2 Kommentare:

Anonymous Anonym

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29. März 2007 um 22:44  
Blogger ROSINE

Marcus Aurelius, kannst Du kein richtiges Latein mehr?

30. März 2007 um 17:21  

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