Zwei seltsame Gedichte
Heute mal zwei seltsame, rätselhafte Gedichte. Beide Gedichte spielen im Jahr 1957 - ist das nicht superseltsam und rätselhaft? Das eine Gedicht behandelt den Dauerbrenner Anziehen, das andere den Dauerbrenner Abwaschen: Themen, die aufgrund ihrer Brisanz zu allen Zeiten von allen großen Dichtern und Philosophen immer wieder aufs Tapet gebracht wurden. Themen, die heute aktueller sind denn je.
I tell you.
Anziehen 1957
Kostüme machen Appetit
Und Blusen unentbehrlich.
Man trägt sie nach wie vor zum Rock
Zu allen Tageszeiten.
Und ohne Handschuh - Tasche - Hut
Nicht richtig angezogen.
Ein Plissee- oder Faltenrock
Batist - Organdy - Seide.
So wichtig für den Stoffeinkauf,
Korrektheit wird umschmeichelt
- Das durchgeknöpfte Mantelkleid -
Von einem Chiffontüchlein.
Dazu der Krempenhut aus Stroh
Ist das Gewürz der Mode.
Dem schönsten Kleid Vollendung gibt:
Marienkäferbroschen.
Abwaschen 1957
Wichtig ist auch, dass der Abwasch
Nicht hinausgeschoben wird.
Nimm die abwaschbare Schürze,
Der Roman läuft nicht davon.
Abwaschen 1957 - extended version
Wichtig ist auch, dass der Abwasch
Nicht hinausgeschoben wird:
Denn inzwischen hat sich alles
In den Töpfen festgesetzt.
Nimm die abwaschbare Schürze
Aus Arzella oder Chintz,
Komm und runzle nicht die Stirne,
Der Roman läuft nicht davon.
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Labels: Confessions of an artsy girl
3 Kommentare:
Ungeduldig wartet der
Abfall in einer Ecke meiner
Küche, um der dafür
vorgesehenen Spezialbehan-
dlung zugeführt zu
werden. Doch lasse meinen
Tagesablauf nicht vom
Müll diktieren (und du?).
Hm. Interessantes Metrum, Don Cornetto Kant. Komme nur nicht drauf, was für eins.
Geh mir fort mit deinem Metrum. Ich dichte eben so, wie es praktisch-vernünftig ist, da pflege ich mich nicht an Regeln zu halten. Und merke: Kant kommt von können.
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