2. Mai 2009

Ein kleiner Bericht

Die Berlinerin, von der ich heute berichten will, die hat immer wahnsinnig viel zu tun. Auweia, hat die viel zu tun. Zum Beispiel morgens daran denken, Bohnen einzuweichen, wenn es abends ein Bohnengericht geben soll. In der Ecke rumliegen. Dinge sortieren. Dinge anders/besser sortieren. Neue Begrüßungs- und Abschiedsformeln entwickeln. Noch konsumkritischer werden. Durch die Wohnung laufen und versuchen, die eigene Wohnung mit fremden Augen wahrzunehmen. Überhaupt, Wohnung! Diese Berlinerin denkt auch regelmäßig darüber nach, wieso einem fremde Wohnungen, die viel kleiner sind als die eigene, dennoch immer größer vorkommen. Rücken die Dinge etwa näher an einen heran, wenn man sie besser kennt? Möglich wäre es. Was noch? Schlechte und mittelmäßige Radiosender hören - unabdingbar zur Ausdifferenzierung der Geschmacksnerven einerseits und zum ab und zu mal vom hohen Ross runterkommen andererseits. Sollte das schon alles sein? Ach wo! Schließlich muss besagte Berlinerin außerdem die Zerrbilder begutachten, die ihr Mitbewohner malt - eine anspruchs- wie auch verantwortungsvolle Aufgabe! Aber das kostet natürlich Zeit, so viel Zeit, dass einige andere Projekte immer wieder hintangestellt werden müssen. Wie beispielsweise das Projekt, das momentan unter dem Arbeitstitel Rückkehr zum neurotischen Selbst firmiert. Immer einen auf patent und okay machen ist zu anstrengend auf die Dauer, Stichwort Kosten-Nutzen-Rechnung. Wirtschaften ist sowieso genau das Ding der Berlinerin, von der ich gerade erzähle, wirtschaften und haushalten mit allem möglichen, was halt gerade so kommt (nur nicht mit Zeit).

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2 Kommentare:

Anonymous H.P.

Hochgeehrte Frau Zibebe,
es scheint mir geradezu unmöglich, dass Sie schlechte oder gar mittelmäßige Radiosender hören, schließlich gilt doch ein jedes Geräusch als geadelt, wenn es Ihre Ohren passiert hat. Als ausgewiesener Homo ökonomikus gefällt es mir besonders gut, wenn Stichworte wie "Kosten-Nutzen-Rechnung" oder "Wirtschaften" (Lokale) fallen, es stellt sich aber die Frage, ob Sie die Zerrbilder Ihres Mitbewohners nicht auf dem Kunstmarkt nun ja, verhökern könnten, wenn Sie schon so viel Zeit für die Begutachtung verwenden müssen. Soviel ich weiß, sind die Preise für Zerrbilder ähnlich wie die von Gold im Gefolge der Krise gestiegen; die Anleger sind schließlich misstrauisch geworden und wollen lieber in greifbare Werte investieren.
Hochachtungsvoll, H.P.

18. Mai 2009 um 18:50  
Blogger ROSINE

Darüber werde ich einmal nachdenken. "Zerrbilder" auf dem "Kunstmarkt" "verhökern" - Sie sind ja drauf, H.P.!

19. Mai 2009 um 11:31  

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