7. Februar 2010

Ganz kleines Brevier des Sammelns

Leute, die Dinge sammeln, gelten gemeinhin als kleingeistig und piefig. Weil sie ihr Leben nicht bewältigen, schaffen sie sich mit ihren jeweiligen Sammelgebieten kleine überschaubare Ersatzwelten, in denen sie sich eifrig unter Beweis stellen können. Außerdem sind Sammler zwanghaft und sozial isoliert.


Ich bin auch eine Sammlerin, aber eine sehr sympathische. Denn mein Sammelverhalten zeichnet sich durch eine unglaubliche Ehrgeizlosigkeit aus. Ich sammle nicht "auf Vollständigkeit", ich jage keinen Einzelstücken und Raritäten hinterher und niemals würde ich auf einer Tauschbörse Kontakt mit anderen Sammlern knüpfen, denn das wäre grundfalsch.


Man läuft durch die Gegend und findet per Zufall die richtigen und passenden Stücke. Manchmal hat man schon, ohne es zu wissen, eine kleine Sammlung zu Hause, die man aber erst durch ein weiteres, zufällig gefundenes passendes Mosaiksteinchen als solche erkennt, ein Mosaiksteinchen quasi, das die Sammlung erst zur Sammlung macht. Es ist außerdem unerheblich, wie viele Teile eine Sammlung umfasst oder ob sie vollständig ist. Eine Sammlung muss rund sein, sie muss eine Komposition ergeben, das kann man nicht lernen, das hat man im Gefühl. Ist so! Meine Wursteinpackpapiersammlung beispielsweise besteht aus nur drei Exponaten, ist aber absolut kompletto. Wohingegen meine 131 Blätter umfassende Orangenpapierchenkollektion (einige davon kann man hier anschauen) noch erweiterungsfähig ist.


Was es mit meiner Stoffrestesammlung und meiner Spüllappenkollektion auf sich hat, darüber bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Denn manchmal benutze ich die Lappen, um meine Möbel mit Polyboy zu polieren, oder ich nähe aus den Stoffresten etwas. Ein krasses Sammler-No-Go! Seit neuestem sammle ich übrigens Ravensburger Puzzles aus der World Wide-Serie der Sechziger und Siebziger. New York, Brüssel und Amsterdam habe ich schon. Mal sehen, wie es damit weitergeht.


Wäre ich ein echter Sammler, würde ich nun darauf hinweisen, dass die New-York-Aufnahme von 1970 stammt, also bevor das World Trade Center gebaut wurde, und die Ansicht demnach wieder der heutigen entspricht, wobei ich mir allerdings nicht sicher bin, ob man aus diesem Blickwinkel das WTC überhaupt sehen würde. Deswegen weise ich lieber darauf hin, dass ich in 27 verschiedenen Sprachen Orangenpapierchen sagen kann.

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2 Kommentare:

Anonymous ahoischrecke

sammle ich auch verschiedene dinge. habe ich schon erzaehlt von von zahnbürsten, eh?

9. Februar 2010 um 19:18  
Blogger ROSINE

Come no! Von den Zahnbürsten (gebrauchte) hast Du berichtet, aber was Du sonst noch sammelst, Ahoischrecke, das tät mich schon interessieren.

10. Februar 2010 um 09:34  

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