3. Juli 2019

Playlists

Sind Modeschauen die neuen Musikinspirationsquellen? Was mich betrifft, ja – aber wann hat das angefangen? Und wieso? Vor drei, vier Jahren wurde eine Fashionshow von Sonia Rykiel mit „Coeur d'artichaut“ von Polo & Pan angekündigt; das Stück gehört seither zu meinen Lieblingsliedern. Kurz darauf entdeckte ich bei einer Prada-Show, welche weiß ich nicht mehr, den 80er-Song „Forest Fire“ von Lloyd Cole wieder. Letztens habe ich mir alle Nummern besorgt, die bei der Louis-Vuitton-Show Herbst/Winter 2019 gespielt wurden. Und nicht zu vergessen: „Waiting for a Train“ von Flash and the Pan bei der Chanel-Cruise-Collection 2020.

Liegt das daran, dass ich zur gleichen Alterskohorte gehöre wie viele momentan wichtigen Modedesigner*innen, nämlich zur Generation X, den nach Douglas Coupland zwischen 1965 und 1980 Geborenen? Habe ich deswegen den gleichen Musikgeschmack wie Nicolas Ghesquière/LouisVuitton (*1971), Hedi Slimane/Celine (*1968), Clare Waight Keller/Givenchy (*1970), Ricardo Tisci/Burberry (*1974), Alessandro Michele/Gucci (*1972)?

Vielleicht nicht den gleichen Musikgeschmack, aber eventuell eine ähnliche ästhetische Stimmungslage (#mood). Und wer macht aus den Stimmungen der Designer*innen Musik? Es ist Michel Gaubert, der für den Sound bei so gut wie allen wichtigen Fashionshows zuständig ist: I mostly work with moodboards. […]. A designer shows me a collage of images and their inspiration – a movie, a place somewhere in the world, a plant, it could be whatever. And then I take it from there.”


Wenn ich nun aufgrund meiner Kohortenzugehörigkeit den gleichen Musikgeschmack wie die momentan einflussreichsten Modedesigner*innen habe, dann müssten die umgekehrt den gleichen Musikgeschmack wie ich haben. Ich wiederum habe momentan eine 90s-/early-00s-R&B-HipHop-Phase. Wundert Euch also bitte nicht, wenn ihr demnächst bei einer Show von Burberry oder Givenchy „Baby“ von Brandy oder „Let Me Blow Ya Mind“ von Eve feat. Gwen Stefani hört! In dem Eve-Video spielt übrigens Udo Kier mit, was den Song popkulturell besonders wertvoll macht.

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1 Kommentare:

Anonymous Musikkritiker*in ehrenhalber

Eine wahrhaft formidable Playliste. Vielseitig, aber aus einem Guss – so muss es sein. Mein Favorit ist hier übrigens "C'est La Ouate", hauptsächlich wegen der funky Gitarre (vielleicht auch Synthi) ab 1:37. Gut zu hören auch in der Instrumentalversion (https://www.youtube.com/watch?v=e0ghjW0JBK4). Was ich total vergessen hatte: dass es diese lustige englische Version "And So What" gibt (https://www.youtube.com/watch?v=IIOJur_uSPE)

4. Juli 2019 um 10:14  

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