14. Oktober 2019

Bravos in Stuttgart

Dank John Cranko gehört das Stuttgarter Ballett seit den Sechzigerjahren zu den weltweit führenden Ballettensembles. In den späten Siebzigern war der Ruhm der Stuttgarter Compagnie so groß, dass sie es indirekt in den US-amerikanischen Kinofilm „Fame“ von 1980 schaffte – eine der Tanzelevinnen nennt Stuttgart als Karriereziel:

Fame der Weg zum Ruhm
Filmstill mit Untertiteln aus „Fame“ (1980)

Meine Eltern hatten ein Abo für das Stuttgarter Ballett und so kam es, dass ich bereits als Kind die besten Tänzerinnen und Tänzer der Welt tanzen gesehen habe: Marcia Haydée, Richard Cragun, Egon Madsen, Birgit Keil, Vladimir Klos, Tamas Detrich. Nach jeder Aufführung habe ich Stunden damit zugebracht, die unglaublich aufwendig gestalteten, in meiner Erinnerung DIN A3 großen Programmhefte zu studieren. Diese Hefte enthielten Hintergründe zu dem jeweiligen Ballett und die üblichen Honoratioren-Grußworte; hauptsächlich aber verströmten sie internationales Flair. Neben den Solistinnen und Solisten wurde das ganze Corps de Ballet vorgestellt, Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt, und selbstverständlich schalteten die edelsten Restaurants, die elegantesten Boutiquen und die exclusivsten Nachtclubs von Stuttgart Anzeigen in diesen Begleitbroschüren.

Von oben links im Uhrzeigersinn: Marcia Haydée, Richard Cragun, Vladimir Klos, Birgit Keil, Birgit Keil, Vladimir Klos, Richard Cragun, Marcia Haydée, Egon Madsen (zum Vergrößern klicken)

Nun habe ich mir neulich die Spring/Summer-2020-Show von Louis Vuitton angeschaut und einige Tage gerätselt, warum diese Kollektion mehr als eine Saite in mir zum Schwingen gebracht hat. –– Natürlich! Genauso, genau in diesen Looks sind in meiner Phantasie die Tänzerinnen der Stuttgarter Compagnie off-duty rumgelaufen! D.h. im Ballerinengang über die Königstraße gewatschelt.

Louis Vuitton Spring Summer 2020
Louis Vuitton Spring/Summer 2020 (zum Vergrößern klicken)

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