2. Mai 2010

1. Mai

Der 1. Mai ist vorbei und damit auch die Woche des Nachdenkens darüber, was ich auf mein Plakat für die gestern stattgefunden habende Anti-Nazi-Demo schreibe. Ach, was habe ich überlegt! Das ist schließlich nicht ganz einfach - auf der einen Seite gilt es, mit den Faschos Klartext zu reden, auf der anderen Seite muss man natürlich irre aufpasssen, dass man mit dem Plakat nicht aus Versehen zu einer Straftat aufruft und sofort verhaftet wird. Ein Zitat ist in so einem Fall nicht schlecht, habe ich mir gedacht, da kann man sich einfach herausreden, nach dem Motto Wieso? Das stammt doch gar nicht von mir, das behaupte ja nicht ich, das ist doch eine Textstelle aus einem Lied von den Ärzten und so weiter:


Obwohl, dann wird das nachher wieder bis zum Bundesverfassungsgericht hoch verhandelt, wie das nun ist, mit den Zitaten, und ich sitze jahrelang in Untersuchungshaft. Nicht schön! Der erste Entwurf musste verworfen werden.


Mein zweiter Entwurf. Juristisch absolut wasserdicht, das ja, aber vielleicht sollte man von dieser Textlastigkeit wegkommen und mehr mit Symbolen arbeiten?


Wichtig: Es muss deutlich werden, wer sich von dem Symbol angesprochen fühlen soll. Mein Mitbewohner, der übrigens nicht mehr mein Mitbewohner, sondern "mein Freund" heißen will, bitte, also mein Freund fand alle drei Entwürfe doof und schlug eine Spruch vor, der die Nazis da trifft, wo es ihnen richtig, richtig weh tut:


Brilliant! Allerdings könnten diesen Spruch unter Umständen auch die Autonomen von der Antifa in den falschen Hals bekommen und ich würde zwischen die Fronten geraten. Unangenehm! Eines ist jedenfalls klar: Die Demo-Plakat-Schreiberei hat sich zu einem schwierigen Geschäft mit allerlei Fallstricken entwickelt. Ich bin dann ohne Plakat gegangen, habe dafür aber mein schönstes Antifa-Outfit angezogen. Aber nicht den schwarzen Kapuzenpulli, sondern den hellgrauen. Auf dem schwarzen sieht man immer alle Katzenhaare so.

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6 Kommentare:

Anonymous Funktionär

Es ist zu schade, wenn herausragende politische Statements wie die hier dokumentierten nicht zum Einsatz kommen. Eine Lösung könnte sein, sich anderen Protestanten-Gruppen anzuschließen, um den Kontext der Plakate zu verdeutlichen. Infrage kämen: Symbolisten gegen rechts (mit dem Stinkefinger), Bund der antifaschistischen Völkerkundler (mit dem Zweifel an der Deutschigkeit der Nazis) und natürlich die Internationalen Tierfreunde (Amis des animeaux). Dort würden auch die Katzenhaare auf den Protesttextilien nicht weiter auffallen. Also ran an die Bul(l)etten (schon wieder missverständlich, ich meine natürlich die zum Essen)!
Gruß aus der Wortspielhölle

6. Mai 2010 um 11:43  
Blogger ROSINE

Sagt man jetzt eigentlich - Sie wissen das doch bestimmt, Funktionär - seit neuestem Protestanten zu Protestierenden bzw. Protestlern? Ich habe das neulich auch in einer Tageszeitung gelesen, und frage mich, wieso? Und was sagen die echten Protestanten dazu?

12. Mai 2010 um 12:42  
Anonymous Funktionär

Schätze mal, sie protestieren dagegen. Wie der Name schon sagt.

12. Mai 2010 um 12:46  
Blogger Svenja-and-the-City

Mir gefallen alle drei Entwürfe, doch am besten der letzte. Und danke schön, dass du meinen Berufsstand im 3.Entwurf ausgenommen hast :-)
Liebe Grüße aus Kiel,
Svenja

12. Mai 2010 um 14:27  
Blogger ROSINE

Ui, bist Du eine richtige Polizistin, Svenja? Ab-ge-fah-ren!!

12. Mai 2010 um 18:30  
Blogger Svenja-and-the-City

@Rosine: lach, ja bin ich. Aber ob alle meine Kollegen das auch so sehen, weiß ich natürlich nicht :-)
Ich bin Kriminalbeamtin.

12. Mai 2010 um 18:32  

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