29. Dezember 2019

Taschentücher

Papiertaschentücher – auf einmal kommen sie mir so altmodisch vor, so aus der Zeit gefallen! Feuchte, zusammengeknüllte Papierfetzen in Jackentaschen, Papiertaschentuchpäckchen, die „soft & sicher“ heißen und nicht mehr richtig zu gehen, weil an dem Klebestreifen Handtaschenkrümel hängen, ist das zeitgemäß? Wäre es nicht viel eleganter, ich zöge beim nächsten Schneuzbedürfnis ein feines Stofftaschentuch aus der Hosentasche? Beispielsweise eines mit einem dezenten Chanel-Logo in einer Ecke?

Das wäre auf jeden Fall eleganter! Allein, es gibt keine Stofftaschentücher von Chanel, zumindest derzeit nicht. Und auch nicht von Saint Laurent und Dior. Und schon gleich gar nicht von Bottega Veneta. Stofftaschentücher sind out, total out. Der Outness-Faktor von Stofftaschentüchern liegt gleichauf mit dem der Rocky Horror Picture Show.


Dabei könnten gerade die High-End-Häuser das Stofftaschentuch als Einstiegsdroge nutzen. Was man damit nicht alles machen könnte: Spezielle Motive zu Ostern, Weihnachten, Valentinstag, limitierte Kollektionen, Re-Issues, sie sind instagramierbar, man kann sie monogrammieren, selber kaufen, verschenken, sammeln und so weiter. Warum also gibt es bei den Luxus-Häusern keine Stofftaschentücher? Möglicherweise findet das Haus Chanel es nicht so gut, wenn man auf das Chanel-Logo rotzt. Der Markenkern gerät in Gefahr.


Zum Glück besitze ich bereits eine stattliche Sammlung der unterschiedlichsten Stofftaschentücher, die ich aus allen Ecken und Enden meiner Familie zusammengeerbt habe und die ich ab jetzt benutzen werde. No more Papiertaschentücher! Wenn die Zehnerjahre die Dekade waren, in der sich Leggings als vollwertiges Kleidungsstück etablieren konnten, dann werden die Zwanziger das Jahrzehnt sein, in dem die Stofftaschentücher zurückkommen. Glaubt es mir.

******

Labels: , ,