22. Juli 2019

Phoebe Philos neuer Job

Es ist ruhig geworden um Phoebe Philo, seit Ende 2017 bekannt wurde, dass sie ihren Posten als Krativdirektorin bei Céline aufgibt. Und nicht nur um Phoebe Philo ist es ruhig geworden, es ist vor allem um die sogenannten Philophiles, ihre ihr kult-artig folgenden Anhänger*innen, ruhig geworden. Noch im Oktober 2018 gelang es den Philophiles, Hedi Slimane, den Nachfolger von Phoebe Philo bei Céline, zum meistgehassten Mann nicht der Welt, aber immerhin der Modewelt zu machen.

Nun hat Hedi Slimane im März 2019 eine von tout le monde de la mode für gut befundene zweite Kollektion für Céline präsentiert und jetzt haben die Philophiles keinen richtigen Gegner mehr. 1:0 für die Slimaniacs! Sogar auf dem Instagram-Account „Old Céline“, auf dem der Phoebe-Philo-Céline-Ära gehuldigt wird, tut sich nichts mehr. Der letzte Post stammt vom 23. April 2019! Was ist los mit den Philophiles? Hat sich der Kult aufgelöst? Und was macht überhaupt die unfreiwillige Kultanführerin? Sie schweigt weiterhin.


Um nicht in Vergessenheit zu geraten, in der Versenkung zu verschwinden oder gar aus der Mode zu kommen, muss Phoebe Philo nun schleunigst aktiv werden! Warum nicht in Form einer Kooperation mit einer anderen ikonischen Marke? Beispielweise mit dem traditionsreichen Terminplanerhersteller Filofax? Es ist mir ein Rätsel, warum Philo und die Marketing-Fuzzis von Filofax da noch nicht selbst drauf gekommen sind: Phoebe Philo entwirft in ihrem berühmten minimalistischen Stil eine limitierte Auflage an unfassbar teuren Terminplanern und diese Terminplaner heißen nicht Filofax, sondern die heißen – ihr erratet es – Phoebe Filofax!


Das Phoebe-Philo-Narrativ besagt, Philos Entwürfe für Céline „were clothes designed for women like Philo – smart, savvy women who balance career, family, and a social life, all while looking impeccably low-key.“ Brauchen diese Frauen eine weitere Handtasche? Natürlich nicht. Die brauchen einen Terminplaner und zwar einen Phoebe Filofax!

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9. Juli 2019

Fiorucci-Tüten

OB-SESSED! Sagt man das noch in der Modewelt? Ist das die derzeitige Reaktion auf ein Outfit, das man toll findet? Oder wie nennt man das, wenn man einen Look aus einem Buch abfotografiert, abspeichert und immer wieder anschaut? Sollte das die richtige Verwendung von OB-SESSED sein, dann bin ich es. Und zwar von diesem Outfit:


Das Bild stammt aus „The Official Preppy Handbook“ von Lisa Birnbach aus dem Jahre 1980 und ich habe es hauptsächlich wegen der Fiorucci-Tüte abfotografiert. In den Achtzigern – ich erzähle Euch nichts Neues – gehörte es für modebewusste Leute zum guten Ton, Tüten als Taschen zu benutzen. Natürlich nicht irgendwelche Tüten, sondern es musste eine Tüte einer angesagten Marke sein. Oder eine Tüte der Boutique in der Kleinstadt, in deren Einzugsgebiet man lebte, die ein paar der angesagten Marken führte. Das war auch schon mal was.


Eine Fiorucci-Tüte hatte ich nie. Aber ich hätte gern eine gehabt, ich sag's Euch, Leute. Sogar Christiane F. hatte eine. Stattdessen habe ich ein Fiorucci-Tüten-Trauma und fotografiere einschlägige Bilder aus Büchern ab. Und lege ein Pinterest-Board an. Und style das Outfit mit einer Quadrifoglio-Tüte aus Eraclea Mare nach. OB-SESSED!


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3. Juli 2019

Playlists

Sind Modeschauen die neuen Musikinspirationsquellen? Was mich betrifft, ja – aber wann hat das angefangen? Und wieso? Vor drei, vier Jahren wurde eine Fashionshow von Sonia Rykiel mit „Coeur d'artichaut“ von Polo & Pan angekündigt; das Stück gehört seither zu meinen Lieblingsliedern. Kurz darauf entdeckte ich bei einer Prada-Show, welche weiß ich nicht mehr, den 80er-Song „Forest Fire“ von Lloyd Cole wieder. Letztens habe ich mir alle Nummern besorgt, die bei der Louis-Vuitton-Show Herbst/Winter 2019 gespielt wurden. Und nicht zu vergessen: „Waiting for a Train“ von Flash and the Pan bei der Chanel-Cruise-Collection 2020.

Liegt das daran, dass ich zur gleichen Alterskohorte gehöre wie viele momentan wichtigen Modedesigner*innen, nämlich zur Generation X, den nach Douglas Coupland zwischen 1965 und 1980 Geborenen? Habe ich deswegen den gleichen Musikgeschmack wie Nicolas Ghesquière/LouisVuitton (*1971), Hedi Slimane/Celine (*1968), Clare Waight Keller/Givenchy (*1970), Ricardo Tisci/Burberry (*1974), Alessandro Michele/Gucci (*1972)?

Vielleicht nicht den gleichen Musikgeschmack, aber eventuell eine ähnliche ästhetische Stimmungslage (#mood). Und wer macht aus den Stimmungen der Designer*innen Musik? Es ist Michel Gaubert, der für den Sound bei so gut wie allen wichtigen Fashionshows zuständig ist: I mostly work with moodboards. […]. A designer shows me a collage of images and their inspiration – a movie, a place somewhere in the world, a plant, it could be whatever. And then I take it from there.”


Wenn ich nun aufgrund meiner Kohortenzugehörigkeit den gleichen Musikgeschmack wie die momentan einflussreichsten Modedesigner*innen habe, dann müssten die umgekehrt den gleichen Musikgeschmack wie ich haben. Ich wiederum habe momentan eine 90s-/early-00s-R&B-HipHop-Phase. Wundert Euch also bitte nicht, wenn ihr demnächst bei einer Show von Burberry oder Givenchy „Baby“ von Brandy oder „Let Me Blow Ya Mind“ von Eve feat. Gwen Stefani hört! In dem Eve-Video spielt übrigens Udo Kier mit, was den Song popkulturell besonders wertvoll macht.

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