Bei mir wird ab heute wieder gestrickt. Stricken ist eine prima Mischung aus uralter Kulturtechnik, hippem Hobby und mentalem Synapsentraining (wegen der Rechner- und Zählerei die ganze Zeit). In New York, Los Angeles und London ist Stricken schon lange angesagt. Ich habe mal ein Foto von Patricia Arquette gesehen, so ein pixeliges Paparazzifoto, wie sie mit ihrem Freund in einem Kaffeehaus mit angeschlossener Strickschule sitzt und von ihrem Stricklehrer abgekanzelt und heruntergeputzt wird, weil sie schlampig gestrickt hat. Sie hatte Tränen in den Augen! Schlimmste Erinnerungen an Grundschul-Handarbeitsstunden wurden durch dieses Foto bei mir geweckt. Um derartige Erfahrungen zu vermeiden, gilt es, zwei Dinge zu beachten:
1. Der Zeitpunkt, an dem man mit dem neuen Strickwerk beginnt, muss mit Bedacht gewählt werden. Fängt man zu früh an, wenn es noch heiß ist, verliert man schnell die Lust, fängt man zu spät an, wird man erst im nächsten Sommer fertig, und alles war umsonst.
2. Entscheidend ist, was man strickt. Pullover: zu schwierig. Socken: zu schwierig. Mützen: zu schwierig. Optimal sind Schals, aber Personen, die stricken, haben davon eh schon zwanzig Stück herumliegen. Das allerbeste, was man stricken kann, sind Pullunder. Da kann man nicht viel falsch machen. Und die sehen schick aus!
Öffentliches Stricken wird bei uns übrigens nie
in werden. Schuld daran sind die Grünen, die in den 80er Jahren im Bundestag gestrickt haben. Aber
nichtsdestotrotz ist Stricken natürlich
nachwievor eine schöne, eine weiche Form der Konsumkritik.
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